Koreanische Gemeinschaft in Stuttgart
(seit 1996 in St. Albert)
Die Seiten der koreanischen Gemeinschaft in Stuttgart finden Sie unter:
https://cafe.naver.com/stuttgartkkg
Mit Gottesdiensten gegen das Heimweh
Samstagnachmittag in St. Albert in Stuttgart-Neuwirtshaus:
Alle zwei Wochen trifft sich die Koreanische Katholische Gemeinschaft zum Gottesdienst in der
Filialkirche von Stuttgart-Zuffenhausen. Es geht familiär zu. Man singt gerne, stellt "Neuzugänge" vor,
und nach dem Gottesdienst wird gemeinsam gegessen - mal koreanische Speisen, mal ganz
schwäbisch Kaffee und Gutsle. Denn die Zusammenkünfte helfen auch beim Einleben und
gegen Heimweh.
Korea ist weit weg und uns doch ähnlicher als gedacht:
Da ist die Teilung in Nord- und Südkorea und damit in zwei Systeme, zwischen denen Welten liegen
und zwischen denen bis heute kein Friedensvertrag existiert.
Andererseits erfährt das Christentum dort seit den 50er-Jahren einen beispiellosen Zuwachs
und es reicht weit zurück. Ab dem Jahr 1784 verbreiteten koreanische Intellektuelle die Religion,
die sie bei Bildungsreisen in China kennengelernt hatten. "Das Christentum ist nicht durch Mission
gebracht worden, es wurde geholt", sagt Diakon Jun-Ho Cho, der eigens aus Heidelberg nach
Zuffenhausen herkommt, um mit der Gemeinschaft den Gottesdienste zu feiern.
Starker amerikanischer Einfluss auf die Christen
"Der christliche Glauben brachte viel Gutes ins Land, baute Schulen und Kirchen", ergänzt
Gemeindemitglied Agnes Resch. Sie bedauert freilich den starken amerikanischen Einfluss auf die
koreanischen Christen: "Ich glaube, es wäre besser für uns, wenn wir mehr Einfluss aus Europa hätten."
Interessant sei: Wenn die Koreaner "christlich" sagen, meinen sie "evangelisch", weil es so viele
unterschiedliche Gruppen gebe.
Agnes Resch: "Wir Katholiken sind dagegen einfach katholisch." Das mache Ökumene wie hier
in Deutschland aber nahezu unmöglich, ergänzt Keun Za Bremhorst.
Früher sei es in Korea üblich gewesen, dass die Frau nach der Hochzeit die Religion des Mannes
angenommen habe, erinnert sich Resch. Unter ihren Geschwistern gebe es sehr unterschiedliche
religiöse Positionen, die auch die Situation in Korea widerspiegelten:
Buddhistisch, lutherisch, baptistisch, methodistisch, katholisch und ein Bruder ist Atheist.
"Bei Familienfesten über Glaubensfragen zu sprechen ist da natürlich tabu." Resch und Bramhorst
sind beide schon seit den 70er-Jahren in Deutschland und längst hier verwurzelt.
Vorstellung nach den Gottesdiensten
Sie erzählen, dass die koreanische Gemeinschaft mit den "Gottesdiensten auf Koreanisch" vorrangig für
diejenigen sei, die zum Studium oder aus beruflichen Gründen hergekommen und erst kurz in Deutschland
seien. Entsprechend jung sind viele Gemeindemitglieder. Als Besonderheit werden neue Gesichter nach
den Gottesdiensten vorgestellt. "Damit man in Kontakt kommt", erklärt Agnes Resch, die von sich sagt,
dass sie die deutschen Texte der Kirchenlieder sehr mag. "Doch wenn ich sie auf koreanisch singe, geht
das viel tiefer." "Wer schon lange hier lebt oder hier verheiratet ist, der geht dann aber eher in die deutsche
Gemeinde, dort gibt es ja auch jede Woche Gottesdienste", erläuter Bremhorst.
Die Diplom-Krankenschwester bringt sich auch als Kommunionhelferin in der Gemeinde St. Antonius
in Stuttgart-Zuffenhausen ein. Und sie gehört der Legio Mariens an, wie sie sichtlich stolz erzählt:
"Wir sind acht Frauen aus Korea und wir haben unser eigenes Präsidium."
"Ich kann hier viel leichter katholisch sein"
Ist Heimat für die beiden Frauen katholisch? "Auf jeden Fall, ich kann hier ja viel leichter katholisch sein
als in Korea, wegen der Feiertage zum Beispiel", sagt Keun Za Bremhorst. Und das bedeute auch:
"Ich kann überall heimisch sein, wo man katholisch ist." Das koreanische Wort "아멘" sieht exotisch aus,
es wird aber einfach "Amen" gesprochen - so wie manches in Korea uns näher ist als gedacht.
(Dieser Artikel von Susanne Müller-Baji erschien in der Ausgabe Nr. 2 im Katholischen Sonntagsblatt am 08. Januar 2017)